Frau Peter & der Notar

Frau Peter hat lange nicht mehr geschrieben. Sie könnte das auf das Jahr 2020 schieben. Die ganze Covid 19-Thematik wäre eine gute Ausrede. Aber eben auch nur das: eine Ausrede.

Warum also hat Frau Peter nicht, wie in ihren Vorsätzen für das Jahr 2020 beschlossen, jede Woche mindestens einen Beitrag geschrieben?

Die Antwort ist eine Mischung aus vielen Dingen.
Perfektionismus, zum einen – warum etwas Schreiben, wenn es Frau Peters Anspruch perfekt zu sein gar nicht gerecht wird (und werden kann)? Selbstzweifel, zum anderen – es interessiert doch eh niemanden was sie schreibt, oder?
Faulheit ist auch noch ein sehr guter Grund. Den Schweinehund überwinden, die Gedanken ordnen und zu Papier bringen, wie anstrengend!
Und zu guter Letzt hatte Frau Peter auch noch ein paar andere Projekte, die ihre Zeit und Gedanken im letzten Jahr in Anspruchs genommen haben.

Von einem, dem größten, will sie jetzt endlich berichten:

Ein heißer Spätnachmittag Ende Juli 2020 in Berlin.
Frau Peter sitzt mit einer Freundin in einer Anwaltskanzlei an der Jannowitzbrücke. Aus dem Fenster kann man über die angrenzenden Häuser die Dächer der Museumsinsel sehen. Die schwarzen Ledersessel im Empfangsbereich wirken edel. Frau Peters durch das Sommerkleid nackte Beine bleiben an ihnen kleben und schwitzen noch mehr.
Mehr und mehr Personal der Kanzlei macht Feierabend. Frau Peter wird versichert, dass der Notar bei dem sie einen Termin hat, sie gleich empfängt.
Ein weiterer Mitarbeiter weist sie kurze Zeit später darauf hin – halb im Scherz, scheint aber selbst unsicher – dass sie aufpassen soll, nicht eingeschlossen zu werden.

Mit dreißig Minuten Verspätung führt der Notar Frau Peter und ihre Begleiterin in einen Besprechungsraum. Der Versuch die Klimaanlage einzuschalten dauert fast länger als der Termin selbst.

Frau Peter braucht eine notarisch beglaubigte Bescheinigung für eine Garantieperson. Wofür das ganze? Sie möchte ein Kind. Und da kein potentieller Vater in Sicht ist, nutzt sie einen Samenspender. Die Kinderwunschklinik, die sie auf diesem Weg begleitet, wünscht sich bei alleinstehenden Frauen, sprich alleinerziehenden Müttern, die Bescheinigung einer Garantieperson, die für das Wohl des Kindes mitverantwortlich ist. Die Bescheinigung hat keinen rechtlichen Wert, sie dient eher dem ruhigen Gewissen.

So leitet auch der Notar seine Erläuterungen ein. Frau Peters Begleiterin hat kein Recht auf das Kind.
Ja, warum sollte sie denn auch, fragt sich Frau Peter. Die Bescheinigung ist doch nur für dich Klinik gedacht.

Auch würde Frau Peters Begleiterin nichts erben, sollte ihr – Frau Peter – etwas zustoßen.
Warum sollte sie denn auch etwas erben? Frau Peter ist nur wirklich verwirrt. Es geht doch nur um die hypothetische Betreuung des Kindes.

Sie – Frau Peters Begleiterin – müsste das Kind schon adoptieren, wenn sie ein Anrecht darauf haben will.
Äh, okay… Darüber kann man ja nachdenken, wenn es soweit kommen sollte…

Der Notar schaut Frau Peter an und fragt, ob sie vorhabe zu heiraten.
Frau Peter gerät ins stottern. Was soll denn bitte diese Frage? Was hat die Frage, ob Frau Peter jemals heiraten möchte damit zu tun, ob sie jetzt ein Kind haben möchte und darum diese dumme Bescheinigung braucht!? Frau Peter ist kurz davor sich zu echauffieren.

Dann macht es klick, ein Licht geht an und alle merkwürdigen Fragen des Notars ergeben plötzlich einen Sinn: Der Notar glaube, Frau Peter und ihre Begleiterin wären ein Liebespaar!

Frau Peter fängt an zu lachen, ihre Begleiterin ebenfalls. Bei ihr hatte es früher klick gemacht, sie wollte aber den Notar (und Frau Peter?) etwas schmoren lassen. Nachdem Frau Peter erklärt, dass sie alleinerziehend sein wird, und es sich hier nur um eine Formsache handelt, ist der Termin schnell vorbei.

Das Erlebnis bleibt für eine Weile der Running Gag. Fast muss man es dem Notar hoch anrechnen, dass er automatisch von einem lesbischen Paar ausgegangen ist. Aber es zeigt auch, wie ungewöhnlich es empfunden wird, alleinerziehend zu sein. Freiwillig! Also, so ganz ohne aus Versehen schwanger oder verlassen zu werden. Kann man das denn machen? So mit Beruf und allem, ganz ohne Partner?

Frau Peter probiert es aus. Sie vermutet, dass Partner*innen die Kinderbetreuung und -erziehung nicht unbedingt immer leichter machen. Aus ihrem Bekanntenkreis bezeichnen einige Mütter ihre Partner sogar als zusätzliches Kind, um das sie sich auch noch kümmern müssen. Diese Bürde fällt für Frau Peter ohne Partner also weg. Und Unterstützung hat sie durch Familie und Freunde genug. Diese unterstützen sie in ihrem Vorhaben.

In Frau Peters Erfahrung zeigen vor allem Männer Unverständnis für ihre Entscheidung.

Vor ein paar Monaten saß sie bei ihrem Hausarzt. Bei den Voruntersuchungen in der Kinderwunschklinik kam eine Schilddrüsenunterfunktion heraus, die nun behandelt werden muss. Der Arzt schaut sich das Blatt mit den Blutergebnissen aus der Klinik an. Aus dem Logo in der rechten oberen Ecke des Blattes geht hervor, dass es sich um ein Kinderwunschzentrum handelt.
„Da kann man auch was mit Akupunktur machen!“ sagt der Arzt zu Frau Peter. Sie mag ihn sehr, er behandelt mit einer gesunden Mischung aus Schul- und Alternativmedizin. Jetzt aber muss sie lachen, und erklärt, dass sie nicht wegen Unfruchtbarkeit in der Klinik in Behandlung ist, sondern weil sie keinen Mann hat. Und sie glaubt nicht, dass Akupunktur dabei helfen könnte.

Zack, Ruhe!
Der Arzt ist sichtlich betreten, schweigt, studiert wieder die Blutwerte und lenkt dann das Thema darauf.

Dass sich Frauen Fremdsperma beschaffen, um emanzipiert und unabhängig Kinder zu bekommen, scheint ein unangenehmes und fast abwegiges Thema für Männer zu sein.

Als Frau Peter neulich einem (natürlich Corona-konformen online-) Date von ihrem Vorhaben berichtete, musste sie sich ganz schön rechtfertigen, warum sie denn zu Samen von anonymen Spendern greift. Es gäbe doch so viele tolle Männer da draußen. Da muss doch jemand zu finden sein.

Empfinden Männer bewusst alleinerziehende Frauen als Bedrohung? Haben sie das Gefühl, sie verlieren dadurch ihre Daseinsberechtigung?

Frau Peter jedenfalls ist schon sehr gespannt, was für Gespräche noch auf sie zukommen werden.

Frau Peter und #BLM

In den letzten Wochen waren soziale Medien wie Instagram, Twitter oder Tumblr Rückzugsorte für Frau Peter. Orte, an denen sie der Corona-Isolation und dem Social Distancing entkommen konnte. Orte, an denen sie trotz aller schlechten Nachrichten Solidarität, Trost und Hoffnung fand.

Wenn Frau Peter diese Medien in den letzten Tagen geöffnet hat, endete es meist mit einem gebrochenen Herzen und tränenüberströmten Gesicht. Statt Solidarität und Hoffnung fand Frau Peter Tod, Verzweiflung und Wut.

Fotos und Videos der letzten Atemzüge von George Floyd. Fotos und Videos von Polizeiautos die in demonstrierende Menschenmengen fahren, von Polizisten, die Demonstrierende niederpügeln. Fotos und Videos von (POC-)Eltern, die ihren Kindern erklären, wie sie sich möglichst unauffällig und ungefährlich der Polizei präsentieren.

Frau Peter bricht das Herz für alle jene, denen so oder ein ähnliches Schicksal widerfahren ist. Für ihre Familien, für alle, für die solch eine stetige Habtachtstellung zum Alltag gehört.

Frau Peter fragt sich, in was für einer Welt wir leben, in der man kleinen Kindern erklären muss, wie sie sich zu verhalten haben, damit Polizisten – erwachsene, größere, stärkere Menschen – sie nicht als Bedrohung wahrnehmen.

Frau Peter fragt sich, wie abgestumpft man sein muss, sich gegen das Flehen eines Menschen zu verschließen, der langsam unter dem eigenen Gewicht erstickt. Was muss man durchlebt haben, um so zu werden? Wie verändert das Wissen, das man ein Leben genommen hat, die eigene Persönlichkeit?

Frau Peter ahnt, dass hinter der heftigen Gegenwehr der Polizei in den USA gegen Demonstrierende nicht nur eine Verteidigung ihrer eigenen Institution steckt, sondern auch eine Rechtfertigung ihrer Taten. Denn was kann man anderes tun, als die Schuld von sich zu weisen, Rechtfertigungen zu finden, andere Schuldige zu suchen? Das scheint die einzige Möglichkeit solch eine Tat vor sich selbst rechtfertigen zu können.

Frau Peter fühlt sich hilflos, machtlos. Sie hat das Gefühl nicht genug zu wissen, nicht wichtig genug zu sein, um etwas zu erreichen zu können. Das Geschehen in den USA scheint so weit weg. Was soll – was kann – was muss Frau Peter von hier aus tun?

Da erinnert sich Frau Peter an das Lied 23:55 Alles auf Anfang von Wir sind Helden. Darin heißt es:

Fühlst du dich mutlos,

fass endlich Mut, los!

Fühlst du dich hilflos,

geh raus und hilf, los!

Fühlst du dich machtlos,

geh raus und mach, los!

Fühlst du dich haltlos,

such Halt und lass los.

Frau Peter versucht es auf ihre Weise. Sie schreibt darüber, versucht Aufmerksamkeit zu schaffen, versucht sich selbst weiterzubilden. Nicht stumm sein. Lieber eine kleine, unperfekte Stimme, als gar keine.

Sie hat sich eine Liste an Büchern, Filmen, Serien und Podcasts zum Thema Black Lives Matter zusammen gestellt. Sie beruht auf Empfehlungen anderer, voranging von Instagram und Tumblr. Frau Peter wird versuchen, diese Liste nach und nach durch zu lesen, zu sehen und zu hören. Die Problematik wird bleiben, auch wenn George Floyd und die BLM-Demonstrationen langsam aus dem Fokus der Medien verschwinden werden. Bewusstsein dafür zu schaffen – zunächst bei sich selbst, dann auch bei anderen – ist ein Weg nicht zu vergessen.

Frau Peters Appell: Redet darüber!

Sie teilt die Listen hier, wo sie vielleicht auch anderen dienlich sein können.

Bücher

  • Maya Angelou: I know why the caged bird sings
  • Fatma Aydemir: Eure Heimat ist unser Alptraum
  • Austin Channing Brown: I‘m still here – Black dignitiy in a world made for whiteness
  • Ta-Nehisi Coates: Between the world and me
  • Robin DiAngelo: White fragility – Why it‘s so hard for white people to talk about racism
  • Reni Eddo-Lodge: Why I‘m no longer talking to white people about race
  • Patricia Hill Collins: Black Feminist Thought
  • Kiese Laymon: Heavy – An american memoir
  • Audre Lorde: Sister Outsider
  • Audre Lorde: Your silence will not protect you
  • Toni Morrison: Beloved
  • Ijeoma Oulo: So you want to talk about race
  • Claudia Rankine: Citizen
  • Richard Rothstein: The color of law
  • Layla F. Saad: Me and white supremacy
  • Rebecca Solnit: Call them by their true names
  • Bianca Xunise: Say her name and other stories

Filme & Serien

  • 13th / Der 13. (Netflix)
  • American Son (Netflix)
  • Black Power Mixtape
  • Clemency
  • Dear white people (Netflix)
  • Fruitvale Station / Nächster Halt: Fruitvale Station (Netflix)
  • Green Book (Netflix)
  • I am not your negro (Netflix)
  • If Beale Street could talk
  • Just mercy
  • Little fires everywhere (Prime)
  • See you yesterday (Netflix)
  • Selma
  • The hate u give
  • When they see us (Netflix)

Podcasts

  • 1619 (New York Times)
  • Code Switch (NPR)
  • Pod save the people (Crooked Media)

Frau Peter und die Berufung

Da Frau Peter neben Arbeit, Dissertationsprojekt und Privatleben anscheinend nicht genug zu tun hat, hat sie nun auch noch eine nebenberufliche Ausbildung begonnen. Eine Heilpraktikerausbildung zur Psychotherapeutin.

Psychologie interessiert Frau Peter schon seit Jahren. Gern hätte sie es studiert, aber der NC hat sie nach dem Abitur davon abgehalten. So groß war der Wunsch nach diesem Studium dann doch nicht, um sich so richtig in die Arbeit zu stürzen und ein 1,0er Abi zu erreichen. Immer nur das Nötigste tun, um zwar halbwegs gut, aber mit wenig Aufwand durch die Schule zu kommen. Das war (und ist teilweise immer noch) Frau Peters Motto.

Vor ein paar Jahren, als Frau Peter dreißig wurde, überlegte sie ihr Leben noch einmal völlig auf den Kopf zu stellen. Den sicheren Job aufgeben und stattdessen Psychologie an einer Privat-Uni ohne NC, aber mit horrenden Studiengebühren zu studieren. Letztendlich hat sie sich dagegen entschieden. Die Aussicht auf Verschuldung hatte Frau Peter den Gedanken an das Studium vermiest. Stattdessen entschied sich Frau Peter zu dieser Zeit dazu zu promovieren, und so ihrem Leben wieder etwas mehr Sinn zu geben.

Ganz losgelassen hat sie das Thema Psychologie aber nicht. Frau Peter wollte Menschen helfen. Warum also nicht ihre Gabe, dass Menschen von sich aus auf sie zukommen, Frau Peter von ihren Problemen berichten und um Rat fragen, zum Beruf machen?
Als sich Frau Peter vor einem dreiviertel Jahr mit einer Bekannten unterhielt, die selbst Psychologie studiert hat, dann aber beruflich in eine andere Richtung gegangen ist, erzählte ihr diese von der Möglichkeit der nebenberuflichen Ausbildung.

Frau Peter recherchierte ein bisschen, traf dann aber schnell aus dem Bauch heraus die Entscheidung, dass die nebenberufliche Ausbildung der richtige Weg für sie war. Schnell klärte Frau Peter die Formalia, bevor sich ihr Kopf wieder einschalten und sie von dieser Entscheidung abhalten konnte. Denn trotz des starken Wunsches nach der Psychologie-Ausbildung kamen in den Monaten zwischen der Entscheidung zur Ausbildung und dem tatsächlichen Beginn unzählige Zweifel auf. War es die richtige Entscheidung? Die Ausbildung ist teuer. Was, wenn Frau Peter das Geld in den Sand setzt? Die Ausbildung abbricht? War das Ausbildungsinstitut, für das sie sich entschieden hat, wirklich das richtige?

Die altbekannten Unsicherheiten, die Frau Peter auf jedem Schritt begleiten, traten wieder zu Tage.

Nun läuft die Ausbildung bereits seit ein paar Monaten und Frau Peter ist glücklich. In der ersten Stunde wusste sie, es war die richtige Entscheidung.
Ja, die Ausbildung mag nicht die günstigste sein, aber es ist eine Investition in sie selbst, in Frau Peter. Egal, was sie danach damit anfangen wird – ob sie sich mit einer eigenen Praxis selbständig macht oder das Wissen „nur“ in ihrem jetzigen Job anwendet – persönlich wird sieFrau Peter weiterbringen. Sie lernt, viel, vor allem über sich selbst.

Die Erkenntnis der ersten Unterrichtsstunde:
Wir können andere Menschen und / oder ihr Verhalten nicht ändern. Was wir ändern können, ist uns und unser eigenes Verhalten.

Eigentlich eine so einfache Aussage, trotzdem verliert sie Frau Peter gern aus den Augen.
Wenn Frau Peter wütend ist, weil etwas nicht klappt, ihr ein ungeliebter Kollege den Tag vermiest oder einfach nur die Bahn vor ihrer Nase wegfährt, verwünscht Frau Peter gerne mal die ganze Menschheit.
Seit neustem versucht sie stattdessen inne zu halten, durchzuatmen, und zu überlegen: Ändert ihre Wut etwas an der Situation? Nein.
Fühlt sich Frau Peter besser, wenn sie wütend ist? Vielleicht kurz, aber im Grunde verschwendet sie ihre Energie nur für etwas sinnloses.

Frau Peter kann weder den ungeliebten Kollegen, noch den Bahnfahrer, der wahrscheinlich nur versucht seinen Zeitplan einzuhalten, oder deren Verhalten ändern. Was sie ändern kann, ist ihr eigenes Verhalten der Situation gegenüber.

Warum also nicht mal lächeln? Oder die verpasste Bahn als Anlass zum Laufen nehmen, um mehr Aktivität in den Alltag zu bringen? Und der ungeliebte Kollege kann eine gute Übung in Geduld und Nachsicht sein. Meistens ist das, was uns an anderen Menschen stört auch das, was wir an uns selbst nicht mögen.

Frau Peter wird jedenfalls zukünftig versuchen, das Beste aus unliebsamen Situationen zu machen.

PS:

An dieser Stelle passend noch ein Disclaimer (wie es Neudeutsch so schön für „alle Angaben ohne Gewähr“ heißt): Ohne Heilerlaubnis darf Frau Peter nicht therapieren. Die Heilerlaubnis erhält sie erst, wenn sie eine Prüfung abgelegt hat. Das wird voraussichtlich erst in einem guten Jahr der Fall sein.
Jegliche hier, oder allgemein im Blog genannten Gedanken sind nur das, Gedanken! Genauer: Frau Peters Gedanken. Sie stellen keine Allgemeingültigkeit dar oder sind der Weisheit letzter Schluss. Sie sollen anregen, nichts weiter.

Frau Peter wird Influencerin

Naja, oder so ähnlich. Jedenfalls wird Frau Peter zukünftig auch auf Instagram aktiv sein. Immer wieder stößt sie dort auf interessante Beiträge, kluge Gedanken und Wissenswertes, und möchte das gern mit der Welt teilen.

Instagram ist für Frau Peter vor allem ein Nachrichtenkanal. Die traditionellen Kanäle wie Radio, Zeitung oder TV bedienen zumeist ein Europa- oder Deutschland-zentriertes Bild auf das Geschehen rund um den Globus. Einiges findet gar keine oder erst sehr spät Erwähnung. Über die Brände im Amazonas letztes Jahr oder jetzt in Australien hat Frau Peter beispielsweise als erstes über Instagram erfahren.

Frau Peter findet, Instagram ist ein Werkzeug. Wie jedes andere Werkzeug auch kann es auf unterschiedliche Arten genutzt werden. Alle führen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Instagram kann genutzt werden, um sich den Schein von Beliebtheit zu geben und das Selbstwertgefühl zu steigern.
Wie viele Follower habe ich? Wie beliebt ist mein Beitrag?
Vielleicht ist das unterbewusst auch das Ziel von Frau Peter. Der Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit liegt wahrscheinlich in jedem Menschen verankert.

Instagram kann aber auch genutzt werden, um den Wissenshorizont zu erweitern. Um andere Kulturen und Blickwinkel kennen zu lernen. Den eigenen Blick auf die Welt zu schärfen, in Frage zu stellen, zu überdenken.

Frau Peter wird auf Instagram nicht viel über sich selbst posten. Der Fokus ihrer Arbeit ist immer noch ihr Blog. Sie wird auf Instagram vor allem Posts anderer teilen, die in ihren Augen Aufmerksamkeit verdienen.

PS:

Zur Feier des Tages – nicht nur, dass Frau Peter jetzt auch bei Instagram zu finden ist, nein, sie hat auch in einer Woche zwei Beiträge geschrieben! – bekommt Frau Peter auch noch ein Logo!

Der Kompass als Symbol der Navigation durchs Leben, der stetigen Neuausrichtung und Veränderung. Als Hilfsmittel zur Weg- und Zielfindung.

Frau Peter überlegt. Vielleicht hat das bekannte Sprichwort ja recht und das ist im Grunde das Gleiche, Weg und Ziel.

Frau Peter braucht Urlaub

Gerade einmal die erste Arbeitswoche in 2020 ist rum, und Frau Peter hat schon wieder das Bedürfnis nach Urlaub.

Nach Silvester und zwei Wochen Urlaub war Frau Peter entspannt und positiv gestimmt, ausgeruht und voller Elan. Nach einer Woche Arbeit spürt sie nicht mehr viel davon. Dabei ist es nicht einmal die Arbeit selbst, die Frau Peter schafft.

Frau Peter arbeitet in einer Unternehmensberatung im Personalbereich. Sie mag ihre Kolleg*innen, das Arbeitsklima ist gut, die Bezahlung okay. Auch die Arbeit die sie leistet, ist weder zu viel noch zu wenig. Es gibt stressige Tage, aber alles in allem ist sie nicht überarbeitet.

Frau Peter fragt sich, warum sie trotzdem nach dem Feierabend erschöpft nach Hause kommt, nur noch mit Netflix auf der Couch liegen will und das Aufstehen am nächsten Morgen zur kleinen Quälerei wird. Das Gefühl von Müdigkeit ein ständiger Begleiter.

Burnout kann es ja nicht sein, denkt Frau Peter. Schließlich ist sie mit ihrer Teilzeitstelle nicht überarbeitet.

Dann fällt ihr ein: Burnout hat gar nicht so viel mit der geleisteten Menge an Arbeit zu tun, wie gemeinhin geglaubt wird. Vielmehr geht es dabei um das eigene Energielevel. Wenn Frau Peter arbeitet, gibt sie Energie ab, bekommt im besten Falle durch die Arbeit aber auch welche zurück. Die Energie bildet, fast wie ein Springbrunnen, einen Kreislauf in dem sie fließt. Dann kann Frau Peter stundenlang ohne Ermüdungserscheinungen einer Arbeit nachgehen. Ist der Kreislauf aber nicht gegeben, fließt die Energie ab und Frau Peter fühlt sich kraftlos und müde, unabhängig davon wie viel oder wenig zu gearbeitet hat.

Zumeist geben Frau Peter Arbeiten Energie, die ihr Freude bereiten. Oder bereitet ihr bestimmte Arbeit Freude, weil sie ihr Energie gibt? Das ist ein bisschen wie die Frage nach Henne und Ei.

Denn auch, wenn Frau Peter viele positive Aspekte an ihrer Arbeit sieht, wie die netten Kolleg*innen, bekommt sie doch für ihre gegebene Energie vor allem „nur“ eins zurück: Geld. Das ist in unserer Gesellschaft der gängige Austausch und auch gar nicht so schlecht, schließlich braucht Frau Peter das Geld zum Leben. Vielleicht ist dieses Tauschgeschäft aber der Grund, warum Burnout heutzutage in aller Munde ist.

Frau Peter überlegt, malt sich eine Utopie aus: Wie schön wäre es, wenn Menschen nicht mehr zwanghaft arbeiten – sprich Geld verdienen – müssten, um zu überleben. Wenn sie stattdessen gezielt der Arbeit nachgehen könnten, die ihnen Freude und Energie schenkt?

Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre ein guter Anfang dafür.
(Unbezahlte Werbung: https://www.mein-grundeinkommen.de/)
Ebenso ein Schulsystem, dass den Fokus weg von Noten, hin zu persönlichen Talenten und Talentförderung verschiebt.

Ja ja, Frau Peter ist eine Träumerin. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen! Und wenn genug Menschen das Selbe träumen, vielleicht werden die Träume irgendwann doch noch wahr.

Frau Peter wünscht ein frohes neues Jahr!

Lange war es still um Frau Peter. Zuviel Leben ist passiert. Leben, über das Frau Peter eigentlich berichten wollte. Aber wenn Leben passiert, bleibt das Berichten leider manchmal auf der Strecke. Das will Frau Peter im Jahr 2020 ändern. Das ist ihr Vorsatz für 2020 – schließlich braucht man doch Vorsätze, oder? – 52 Beiträge will Frau Peter in diesem Jahr schreiben. Jede Woche einen. Ob es ein paar mehr oder weniger werden, spielt keine Rolle. Alles kann, nichts muss. Nur die Regelmäßigkeit mit der Frau Peter schreibt, will sie erhöhen.

Und endlich diese Schreibblockade überwinden.
Die äußert sich bei Frau Peter, in dem sie Angst davor hat etwas „falsches“ zu schreiben. Alles muss in ihren Augen perfekt sein. Frau Peter hinterfragt gerne, vor allem sich selbst. Nur leider kann mit Selbstzweifeln nichts erschaffen werden.

Irgendwo hat sie den Spruch gelesen: „Doubts kill more dreams than failure ever will
Das ist ihr Motto für 2020. Sich zu hinterfragen ist gut. Die eigenen Werte, Glaubenssätze und Vorhaben immer wieder auf Aktualität und „Richtigkeit“ prüfen. Aber dann muss Frau Peter die Zweifel auch einfach mal Zweifel sein lassen, und es trotzdem tun.
Diesen Artikel schreiben, der nicht perfekt sein muss. Jene Entscheidung treffen, die nicht alle in Frau Peters Umkreis glücklich machen wird.

Mut ist Frau Peters Leitgefühl in 2020.
Mut und Kraft den eigenen Weg zu gehen, sie selbst – Frau Peter – zu sein, über eigene Schatten zu springen. Vielleicht auf diesem Weg Menschen zu verlieren, aber die guten zu behalten und neue zu finden.

2020 wird ein bedeutendes Jahr für Frau Peter. Sie hat viel geplant. Sie wird berichten.

Die Suche nach dem Thema

Frau Peter sucht seit gut einem Jahr nach einem passenden Thema für ihre Dissertation. Ein schwieriges Unterfangen. Es gibt zu vieles, was sie interessiert, zu vieles in das sie sich gern vertiefen würde.

Frau Peter ist eine „Oberflächentaucherin“. Das ist eine Beschreibung für einen Typ von Mensch. Allgemein gehört sie zum Typ des Scanners. Viele Themen sprechen sie an, sie will viel wissen und ständig neues Lernen. Eben wie ein Scanner an der Supermarktkasse, der alles, was ihm in die metaphorischen Finger kommt, scannt. Beim Scanner-Typ gibt es dann noch die Unterscheidung zwischen Oberflächen- und Tiefentaucher*innen.

Oberflächentaucher*innen beschäftigen sich mit vielen Themen auf einmal, tauchen bis zu einer gewissen Tiefe darin ab, sind aber schnell am nächsten Thema interessiert und tauchen dann dort oberflächlich ein.

Tiefentaucher*innen tauchen sehr tief in eine Materie ein, beschäftigen sich lange damit und tauchen erst wieder auf, wenn sie es vollkommen durchdrungen haben. Erst dann widmen sie sich dem nächsten Thema.

Bei einer Dissertation muss Frau Peter von der Oberflächentaucherin zur Tiefentaucherin werden. Das fällt ihr nicht leich. Noch ist nicht das richtige Thema, mit dem sie sich die nächsten drei bis fünf Jahre beschäftigen will, gefunden.

Hinzu kommen Einflüsse von außen. Jeder Mensch, dem sie davon berichtet, hat eigene Ideen davon, worüber sie schreiben sollte. Einige davon findet sie spannend, andere nicht. Dann fühlt sich Frau Peter schlecht, wenn sie den Menschen sagen muss, dass sie darüber nicht schreiben möchte.

Auch macht sich Frau Peter selbst Zeitdruck. Schon ein Jahr überlegt sie, so lange kann das doch nicht dauern. Sollte Frau Peter sich noch mehr Druck machen, oder lieber den Dingen ihren Lauf lassen?

Schließlich schreibt sie die Dissertation nur für sich selbst, nur für das Ego. Damit sie irgendwann Frau Dr. Peter ist. Das schafft einen scheinbaren Mehrwert. Steigert scheinbar das Selbstwertgefühl.

Frau Peter resigniert. Das passende Thema wird schon irgendwann kommen. Muss ja.

Frau Peter und

Die (Pop-) Kultur

Hier schreibt Frau Peter über alles, was in ihrem Leben mit Kultur zu tun hat.

Das Leben

Ein Sammelbecken für alles, was Frau Peter tagtäglich widerfährt und nicht in die Kategorien (Pop-) Kultur, Diss oder Arbeit passt.

Die Diss

Frau Peter promoviert nebenberuflich. Hier schreibt sie darüber, wie es mit ihrer Dissertation voran geht (oder manchmal eben auch nicht).

Die Arbeitswelt

Hauptberuflich ist Frau Peter Personalreferentin in einer Unternehmensberatung. Wie sie in den Welten zwischen Kultur und Wirtschaft klar kommt, beschreibt sie hier.

Frau Peter beim Metal-Konzert

Neulich war Frau Peter bei einem Metal-Konzert. Godsmack spielte. Eine Band, von der sie vor diesem Abend noch nichts gehört hatte. Eine Freundin hatte sie gefragt, ob sie nicht spontan mitkommen wollte, sie hätte noch eine Karte übrig.

Zum Jahreswechsel 2019 hatte sich Frau Peter vorgenommen, dass das ihr Jahr werden würde. Mehr „Ja“ sagen, mehr wagen, mehr unternehmen, aus der Comfort-Zone heraus kommen. Also sagte sie ja zu Godsmack.

Frau Peter hört gern Metal-Musik. Vor allem, wenn sie draußen unterwegs ist. Andere Menschen, bzw. Menschenmassen, können sehr anstrengend für Frau Peter sein. Die Musik hilft ihr, ihre Umgebung auszublenden und gibt ihr die Kraft, die ihr solche Situationen gerne entziehen.

Metal-Konzerte sind immer eine besondere Situation für Frau Peter. Einerseits sind dort viele Menschen, viel Input den sie verarbeiten muss. Gleichzeitig ist es spannend, sich all diese Menschen anzusehen. Und die Atmosphäre ist meist ganz anders, als die Musik erwarten lassen würde.

Bei Godsmack ist das Publikum gemischt. Hauptsächlich Männer, aber auch einige Frauen. Frau Peters Freundin, die sie zum Konzert eingeladen hat, sagt: „Wenn der Sänger etwas hübscher wäre, gäbe es hier noch viel mehr Frauen.“ Bei den Disturbed-Konzerten sei das zum Beispiel so. Frau Peter ist das egal, sie steht zu weit von der Bühne weg und ist zu klein, um sich den Sänger genauer ansehen zu können. Stattdessen guckt sie sich lieber die Männer um sich herum an. Fast alle Altersklassen sind vertreten. Zwischen 18 und 60 ist wohl alles da. Große und kleine, dicke und dünne, Langhaarige, Kurzhaarige, auch Glatzen sind zu sehen, bärtige und welche, denen noch kein Bart wachsen will. Auch sind viele verschiedene Stile vertreten. Vom „typischen Metaler“, über „den Rocker“ bis hin zum „Goth“, alles vertreten. Auch bei den Frauen. Viele Rothaarige Frauen! Frau Peter grübelt. Sich die Haare rot zu färben, scheint ein gängiges Phänomen in der Szene zu sein.

Als die Musik beginnt, ändert sich die Atmosphäre im Saal leicht. Vorher herrschte fast Langeweile, alle warteten darauf, dass das Konzert endlich beginnt. Nun konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Bühne. Oder die Bar, Bier gehört zum Konzert dazu. Da Frau Peter die Band bisher nicht kennt, lässt sie die Musik zur Untermalung werden und beobachtet weiter die Menschen um sich herum. Die meisten singen mit, wippen mit den Köpfen. Einige schunkeln leicht im Rythmus der Musik. Nur wenige gehen aus sich heraus und tanzen.

Die Musik ist hart, fast agressiv, aber Frau Peter wird immer ruhiger. Wenn sie den Bass in ihrer Brust spürt, geht es ihr gut. „Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist, wenn der Boden unter den Füßen bebt.“ denkt sie an das Lied von Herbert Grönemeyer. Den meisten um sie herum scheint es ähnlich zu gehen. Die Männer, die eher finster drein gucken, wirken nun ganz friedlich, ganz entgegen zu dem, was auf der Bühne passiert. Der Sänger schreit sich die Seele und alle Qualen aus dem Leib, das Schlagzeug ist hart und schnell, ebenso wie die Gitarren.

Nur wenige Männer scheinen so aggressiv wie die Musik zu sein. Frau Peter sieht nur zwei, schräg vor sich. Sie sind genervt, weil ein junger Mann vor ihnen ausladend zur Musik tanzt, ihnen und ihrem Bier dabei gefährlich Nahe kommt. Frau Peter überlegt, was sie so agressiv macht. Die Musik? Oder vielmehr, dass der junge Mann vor ihnen tanzt? Seinen Gefühlen Ausdruck verleiht. Während die beiden sich an ihrem Bier festhalten, mit den Köpfen nicken und man nur ahnen kann, was in ihrem Inneren vorgeht und was die Musik in ihnen auslöst.

Nachdem das Konzert vorbei ist, drängen die Menschen zum Ausgang. Man kommt sich unweigerlich näher. Hinter Frau Peter und ihrer Freundin laufen zwei Männer. Sie sieht sie nicht, ihren Stimmen nach zu urteilen sind sie noch jünger, vielleicht Anfang zwanzig. Sie unterhalten sich über einen Freund, der eine Frau kennen gelernt hat. Frau Peter hat den Eindruck, dieser Freund hätte schon länger keinen Sex mehr gehabt, denn die beiden Jungen reden darüber, wie die Frau nur ihre Hand auf sein Bein legen musste, und er quasi sofort kam. „Instant Boner!“ lacht der eine. Frau Peter lacht auch. Wenn man sich diese Horde an Konzertgängern anguckt, zumeist schwarz gekleidet, tätowiert und grimmig dreinblickend, könnte man Angst vor ihnen bekommen. Aber Frau Peter stellt wieder fest, die Leute sind doch eigentlich alle gleich, egal, welche Musik wir hören und wie wir aussehen. Wir sind verletzlich und emotional, wir sehnen uns nach Zuneigung und der Nähe zu anderen, Gleichgesinnten.

Florence in Berlin

Lange, lange musste Frau Peter darauf warten endlich Florence + The Machine live sehen zu können. Seit gut fünf Jahren ist die Band Frau Peters ständige Begleitung, fast täglich geht sie auf in ihrer Musik, nur kurz unterbrochen von Phasen, in denen sie der Musik allgemein überdrüssig ist und lieber von Stille umgeben sein will.

Frau Peter erkennt sich in den Liedtexten von F+TM wieder. In jedem Lied findet sich mindestens eine Zeile, die auf ihr Leben oder einen früheren Lebensabschnitt passt. Einige Texte könnte sie eins zu eins als ihre Gedanken ausgeben.

Frau Peter fragt sich: Sind die in Musik und Liedtexten verarbeiteten Gefühle so universell, dass sie sich auf alle Menschen unabhängig von ihrer Situation übertragen lassen? Oder sind es die Hörer*innen, die durch das Interpretieren der Texte und das Besetzen der Texte mit ihren eigenen Erfahrung, diesen erst Bedeutung beimessen?

Ein bisschen wie die Frage nach Henne und Ei, findet Frau Peter. Was war zuerst da?

Sie kommt zu dem Schluss, dass beides zutrifft. Die Textinhalte mit Themen wie Liebe, Schmerz, Verlust, Wut, Zorn und Trauer sind, wenn auch kulturell unterschiedlich geprägt, im Großen und Ganzen universell. Gleichzeitig ist sie es selbst, die die Liedtexte von F+TM zu ihrem Leben passend macht.

Frau Peter findet, die Künstlerin Sarah Andersen hat einen wunderbaren Comic-Strip dazu gezeichnet. Er ist am Anfang des Beitrags zu sehen, oder hier zu finden: https://66.media.tumblr.com/235036d5ddb55cdd57188966ae1bfb9f/tumblr_pnlbp7XD6p1qiuiebo1_540.jpg

Weitere Comic-Strips von Sarah Andersen gibt es auf ihrer Website: http://sarahcandersen.com/